In Skandinavien ist die Armut weniger ausgeprägt als in Deutschland
In Skandinavien wird die Armut erfolgreicher bekämpft, der Wohlstand blüht stärker und deswegen auch die Wettbewerbsfähigkeit! Foto: D-2055.de

Bitterböse Kommentare auf „Den gefährlichen Armuts-Blues …“ des SPIEGEL-Journalisten Guido Kleinhubbert. Zu Recht?

Laut dem Paritätischen Wohlfahrtsverband sind 15,4% der Deutschen armuts­ge­fähr­det, das heißt, sie verdienen netto weniger als 60 Prozent des Median-Äqui­valenz­ein­kommens. 15,4% entsprechen 12,55 Millionen Deutschen. Bei Kindern und Jugend­lichen unter 18 Jahren betrage die Quote sogar 19%.

Kleinhubberts Bedenken gehen dahingehend, dass „ … der alljährliche Blues-Song sowieso ein schiefes Lied [ist]. Für Schneider und seine Fans sind nämlich alle Menschen „arm“, die von weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens leben müssten.“

Kleinhubbert stört sich an der Wortwahl des Paritätischen-Vorsitzenden Ulrich Schneider, die er in Anführungszeichen wiedergibt: das Verharren der Armut auf „hohem Niveau“; sowie: „Millionen Menschen würden „ausgegrenzt“ und in „Subkulturen abgedrängt„, mahnte Schneider, das alles sei „erschreckend“.

In aller Kürze kann ich auf alle relevanten Argumente nicht eingehen, wie ich sie in meinem Buch D-2055.de (Band I) erläutere. Dennoch: stimmt es, dass die Armut in Deutschland nur rein rechnerisch zunimmt? Und höchstens ein Ausdruck für die steigende Ungleichheit ist, wie Kleinhubbert herausstellt?

Ulrich Schneider, der Paritätische und „die Seinen“ verkündeten jedes Jahr „die Mär vom bitterarmen Deutschland.“ Das Gegenargument des SPIEGEL-Journalisten, wie es auch als Totschlagargument in diesem Kontext meist gebraucht wird: „Irgendwer fällt immer unter die Grenze.“ (60 Prozent des mittleren Einkommens).

Ich müsste Ihnen mein Buch ans Herz legen, um diese Fakten und Argumente sauber abzuarbeiten. Entscheidend ist nicht, wie auch Kleinhubbert wohl kausal meint, eine beliebige Einkommensgrenze – wie jene. Völlig richtig!

Warum wir dennoch solche Armutsberichte sehr ernst nehmen müssen, gerade in Deutschland, fasse ich hier in wenigen Punkten zusammen:

Soziale Entwicklung = höhere Einkommen

Wer im Verhältnis zu allen anderen einer Gesellschaft arm ist, hat eine schlechtere Gesundheit und lebt (wesentlich) kürzer, geringere Bildung und arbeitet weniger, meist in Niedriglohnjobs oder lebt gleich von Hartz IV oder Sozialhilfe. Dieses Schicksal vererben sie überdurchschnittlich oft an ihre Kinder. Alles in vielen Studien hinlänglich nachgewiesen.

Wer also (als Bundesregierung und deutsche Gesellschaft) dagegen nichts unter­nimmt, produziert nicht nur Armut, sondern dauerhaft sozialen Sprengstoff inklu­sive Kriminalität, Drogen- und Alkoholmissbrauch, Gewalt und Übergriffe gegen Kinder und sehr viel mehr. Alle Faktoren in .DE ausgeprägter als in den 5Nordics!

Um diesem Teufelskreis zu entkommen, braucht es u.a. (!) höhere Einkommen für diese ärmsten Gruppen (Dezile 1 + 2), damit sie den sozialen Anschluss nicht vollends verpassen.

Die Skandinavier machen es vor: geringere Armutsquoten, geringeres Lohn­ge­fälle, bessere Bildungs­chan­cen für „Arme“ inklusive Kinder­krippen und Kinder­gärten, bessere Arbeitsgesetze und eine weit höhere Gleichheit im Berufs­leben!

  • der Wohlfahrtstaat in Skandinavien reduziert die Armutsgefährdung um im Schnitt 15%, in Deutschland nur um 8,3%! (Quelle: Eurostat)!
  • junge Leute (25-34 Jahre) haben in Skandinavien 15% häufiger einen Hoch­schul­ab­schluss als die Deutschen (Quelle: Eurostat)!
  • die Betreuungsquote der 2-Jährigen (wichtig für die kognitive Entwicklung!) liegt in Skandinavien um 20-30% höher als in dieser Republik! (Quelle: Destatis.de, SCB.se, SSB.no)
  • Armutsgefährdete Deutsche (Haushalte) besitzen zu 10-20% seltener Wohn­eigen­tum als jene in Finnland, Schweden, Norwegen oder Dänemark (Quelle: Eurostat)!
  • Stichwort Lohngefälle: ein GmbH-Geschäftsführer in Deutschland verdient zehn Mal mehr als der Durchschnittsverdiener, dieses Verhältnis beträgt in Schweden 2,26!

Der große Unterschied zu Skandinavien

Wegen diesem größeren Lohngefälle in der Bundesrepublik, das Netto-Äqui­va­lenz­ein­kommen in Schweden und Dänemark liegt laut Eurostat 30-40 Prozent höher, bedeutet der „beliebige“ Schnitt bei 60 Prozent davon als Armutsgrenze tatsächlich, dass in der Realität die Armut in Deutschland vergleichsweise und reell höher ist!

Entscheidend ist in der Praxis, ob diese „Armen“ einer regulären Arbeit nachgehen können und sich von ihrem Lohn problemlos versorgen, wie dies eher in Skandinavien der Fall ist – oder sind sie auf staatliche Transferleistungen angewiesen? Was ist mit ihren Kindern?

Armut kostet Wettbewerbsfähigkeit

Laut der britischen Stiftung Legatum Institute sind alle 5Nordics sozial UND wirt­schaft­lich besser aufgestellte Volkswirtschaften als Deutschland, Groß­bri­tan­ni­en oder Frank­reich – sie schneiden im jährlichen Prosperity Index auch 2015 wieder besser ab!

Norwegen, Schweden, Dänemark, Finnland und Island sind demgemäß wett­be­werbs­fä­hi­ger und haben aus dem Grund wirt­schaft­lich bessere Zu­kunfts­chan­cen! Was übrigens auch von der OECD bis 2055 und 2060 bestätigt wird!

Deutschland ist gleichzeitig der wichtigste Wirtschaftsstandort in der EU, erwirtschaftet das größte Bruttoinlandsprodukt (BIP) und die höchsten Exporte! Europa ist zudem laut der Welthandelsorganisation WTO weltführend wenn es sowohl um Warenexporte als auch um Exporte von Dienstleistungen geht (Tourismus, IT, Internet & Telekommunikationen, Banken & Finanzen, Logistik etc.).

Die deutsche Wirtschaft betreibt jedoch seit der Wiedervereinigung und erst recht seit dem Euro Lohndumping in großem Stil, was die schwache Wirt­schafts­ent­wick­lung, die Eurokrise und Schuldenkrise der anderen EU- und Euro-Staaten großteils erklären kann!

Der springende Punkt ist daher: die 15,4% armen Deutschen werden nicht nur von ihrer persönlichen, sozialen UND wirtschaftlichen Entwicklung aus­ge­schlos­sen, sondern sie sind ebenso ein Ausdruck für die Krisensequenz in Europa, vornehmlich in der EU, die sich ab jetzt zu einem politischen und wirt­schaft­lichen Scheitern der EU oder gar zu kriegerischen Konflikten auswachsen könnte!

Die Pegida-Demos und die heftigen Auseinandersetzungen um Millionen Flüchtlinge sind nur ein Vorgeschmack auf potenziell sehr viel gefährlichere Zeiten in Europa!

  • Die 5 skandinavischen Staaten sind laut Prosperity Index 2015 sozial und wirt­schaft­lich wettbewerbsfähiger als Deutschland!
  • Laut DoingBusiness.org 2015 der Weltbank sind die 5Nordics ebenfalls wett­be­werbs­fä­hi­ger als Deutschland!
  • Die Länder Finnland, Norwegen, Schweden, Dänemark und Island sind in Bezug auf die Zukunft dank ihrem Human Capital Index 2015 des Weltwirtschaftsforums ebenso wett­be­werbs­fä­hi­ger als Deutschland!
  • Aus diesen Gründen beträgt das Median-Einkommen in Dänemark € 27.861 (+41,3%) und Schweden € 27.120 (+37,6%), sind also wesentlich höher als in Deutschland mit € 19.721 (Quelle: Eurostat 2014)

Wachstumspotenzial bis 2055 stellt Armut ab!*

Wir in Europa stehen jedoch wirtschaftlich (und sozial?) vor Goldenen Zeiten: unser Wohlstand bis 2055 verdreifacht sich laut OECD und erst recht mit dem neuen Wachstumsmotor ICT Green Growth und einem Skandinavischen Modell!!

Wieso? Weil wir uns an der Schwelle zu einer gewaltigen Wachstumsperiode befinden, dank Industrie 4.0 oder besser die 5. Technologische Revolution genannt. Eine solche Wachstumsperiode dauert empirisch und historisch erwiesenermaßen dreißig bis siebzig Jahre, bis sich eine neue Technologische Revolution ankündigt, ab dem Jahr 2055 vielleicht dank Bio- und Nanotechnologien! Mehr darüber in meinem Buch!

* In meinem Buch, D-2055.de – freier, reicher, glücklicher, weise ich deshalb nach, dass wir die heutigen Schlüsselwörter Wettbewerbsfähigkeit & Standortpolitik, Armutsbekämpfung & Ungleichheit, Arbeit & Einkommen für die Zukunft neu definieren müssen!

Und noch besser, es wird uns aus den genannten Gründen auch sehr viel einfacher gelingen – die Einsicht und den politischen Willen vorausgesetzt!

Was ja auch kein Pappenstiel sein dürfte! Mein Buch D-2055.de möge zumindest dazu einen kleinen Beitrag leisten! Do spread the Word!

 

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