Bedeutet der Brexit für Großbritannien (England + Schottland + Nord-Irland = UK) tatsächlich dauerhaft wirtschaftliche Verluste? Und ist die heutige EU für alle Europäer wirklich die einzige (und bessere) Alternative, sozial und wirtschaftlich?
In meinem Buch D-2055.de (Band I) belege ich, dass im Vergleich mit den 5 Nordics, ist die Unzufriedenheit nicht nur auf „Rechtspopulismus“ zurückzuführen, wie uns „Leitmedien“ weismachen wollen, wie Henrik Müller im Spiegel.
Sondern mit Blick auf Skandinavien der letzten 50 bis 100 Jahre und mit Daten von Eurostat & OECD, ist es einfach zu belegen, dass diese 5 nordischen Staaten in der Tat gemäß dem Prosperity Index 2015 „more prosperous“ sind als bspw. Deutschland, Großbritannien oder Frankreich:
- Die Skandinavier verdienen – ein Leben lang – (kaufkraftbereinigt) weit besser – inklusive Renten, sehen Sie sich bloß die Median-Einkommen laut Eurostat in der Abbildung oben an!
- sind sozial sehr viel besser abgesichert, z.B. Recht auf Kindergartenplatz oder Pflegeleistungen und Heimplatz im Einzelzimmer;
- sie besitzen zudem sehr viel eher Wohneigentum (auch Ferienhäuser) und laut Credit Suisse auch noch weit höheres Median-Vermögen!
Deswegen ist ein EU-Referendum bereits die falsch gestellte Frage, ob Brexit oder Dexit genannt.
Remain or Leave ist die falsch gestellte Frage!
Die entscheidende Frage ist in höchstem Maße jedoch jene nach der sozialen Entwicklung, sprich nach der Qualität der jeweiligen Institutions (im Sinne von Ferguson und anderen)!
Institutions sind zunächst der Arbeitsmarkt und die Privatwirtschaft; der Staat (Effektivität, Korruption, Transparenz & soziales Vertrauen der Bürger) und natürlich die Zivilgesellschaft (Kirchen, Sozialverbände, Kultur) und wie diese Institutions insgesamt in einer Matrix optimal zusammenwirken (kulturell, sozial + wirtschaftlich)!
In diesem Kontext ist global das Skandinavische Modell nachweislich die bessere Blaupause, auf English auch gerne Nordic Model genannt. Ganz berechtigt fragt aktuell Präsident Obama: Why can’t all be like the Nordics?
Die Zukunft der EU bis 2055
War der Brexit deswegen bloß Populismus? Und haben die EUropäer bloß nicht den wahren (sozialen und wirtschaftlichen) Wert dieser Union begriffen?
Gewiss, die EU an sich, die vielen EU-Gesetze zur Harmonisierung, Zollabbau, Handelsbeschränkungen etc. haben sehr große (finanzielle) Gewinne gebracht!
Nur, WER HAT DAVON HAUPTSÄCHLICH PROFITIERT??
Eben! Die Reallöhne aller in der (deutschen) Mittel- und Unterschicht stagnieren seit 1980! Wie überall in Europa! Die deutsche Mittelschicht ist um 3,4 Millionen Haushalte geschrumpft! Dafür ist die Unterschicht angewachsen: +2 Millionen Haushalte!
Diese Deutschen zahlen im Verhältnis zu ihrer Produktivität einen weit höheren Anteil an allen Steuern und Abgaben! Bis auf das reichste Dezil (D-10) verdienen alle anderen (Dezile 1-9) bloß 46% aller Einkommen, zahlen jedoch 77% aller Steuern und Abgaben! Bitte merken: 46 zu 77%!
Und das ist in der gesamten EU ähnlich! Deshalb mögen die EU-Bürger „zufrieden“ oder „sehr zufrieden“ sein mit ihrem persönlichen Leben, wenn danach gefragt (wie Henrik Müller herausstellt), sie wollen jedoch aber auch regelmäßig eine höhere soziale Gerechtigkeit für sich wie für ihr Land insgesamt, wenn die Frage danach gestellt wird (wird sie aber meist nicht).
Insofern hat Müller recht wenn er vom „Populismus“ spricht. Die zugrundeliegende Unzufriedenheit ist jedoch höchst reell und anhand offizieller Daten (Eurostat, OECD + Destatis) beweisbar. Siehe bspw. Median Einkommen in Abbildung oben!
In diesem Sinne ist die Enttäuschung und Wut auf Berlin und Brüssel höchst verständlich und aus skandinavischer Perspektive berechtigt!
Und davon handelt mein Buch D-2055.de – Wenn die Deutschen bis 2055 freier, reicher und glücklicher wie die Skandinavier wæren! Und freilich alle anderen EUropäer gleichfalls!
Velkommen til Skandinavia!