Human Capital Report 2015
Weltwirtschaftsforum: Human Capital Report 2015; Overall Rank. www.weforum.org

„Das System funktioniert nicht mehr“ + „Der wahre Grund der Krise“ so titelt Henrik Müller seinen Kommentar auf Manager-Magazin.de & Spiegel.de:

Die kapitalistische Geldumwälzpumpe, so sieht es aus, hat sich im Leerlauf überhitzt.“ schreibt Müller und verweist auf sinkende Investitionen, nur noch 6 Prozent des deutschen Bruttoinlandsprodukts (BIP) würden reinvestiert. In den letzten Jahrzehnten lag dieser Anteil immer zwischen 20 und 30 Prozent.

Müller: „Leider scheint dieses Modell [des Kapitalismus] nicht mehr zu funktionieren: Die Unternehmen investieren immer weniger in neue Anlagen und Produkte. Stattdessen schütten sie große Teile ihrer Gewinne an die Aktionäre aus. Wohlstandszuwächse für die große Mehrheit der Bürger gibt es kaum noch.“

Henry Ford:
Autos kaufen keine Autos

Bereits Henry Ford erkannte vor einhundert Jahren, dass Autos keine Autos kaufen – es sind schon die (Masse an) Menschen, die für Investitionen und Nachfrage ursächlich sind. (Und wenn es nicht Ford war, der es gesagt hat, die Moral ist dennoch höchst gültig!).

Weil in China und global die Börsen einbrechen, weil das Wirtschaftswachstum stetig abnimmt und weil die Kaufkraft von 90 Prozent der Beschäftigten wie Rentner in der EU wie in den USA nicht im gleichen Tempo zunimmt wie die Warenproduktion der Konzerne, lohnen wohl kaum noch Investitionen?

– Der wahre Grund der Krise

Henrik Müller schreibt daher zum wahren Grund der Krise: „Womit wollen die Unter­nehmen eigentlich künftig Geld verdienen? Welchen Kunden wollen sie dienen? Wie wollen sie ihre Mitarbeiter beschäftigen?“ Und weiter: „Stattliche gegenwärtige Gewinne verwenden sie, um gigantische Summen an die Aktionäre auszuschütten – in Form von Dividenden und durch den Rückkauf eigener Aktien.“

Müller geht tatsächlich an den Kern des Kapitalismus heran: es ist ein Wachstums­modell. Und wenn die Nachfrage einbricht, weil die Sozialpolitik & Wirtschaftspolitik diese Nachfrage über Jahre immer stärker abgewürgt haben, können Unternehmen heute die tollsten Produkte im Angebot haben, sie finden dennoch nicht ausreichend Kunden, um Re- & Neu-Investitionen zu rechtfertigen. Also bloß Überproduktion, insgesamt oder vereinzelt bzw. konjunkturell bedingt?

„Wenn die Manager schon nicht wissen, wo sie ihr Geld investieren sollen, warum sollten Anleger ihnen dann Geld zum Investieren zur Verfügung stellen?“ so Müller und erklärt damit die sinkenden Börsenkurse. Investoren erwarten auch in überschau­barer Zukunft offenbar keine steigende Nachfrage. Im Gegenteil, so Müller: „Offenkundig haben wir es mit einer grundlegenden Vertrauenskrise zu tun.“ (Meine Hervorhebung).

Und wie baut man „grundlegend“ neues „Vertrauen“ auf? Wir könnten zum Beispiel mit Social Trust anfangen und wirtschaftlich daraus ableiten, dass Löhne und Einkommen entsprechend steigen müssen.

Wenn jedoch, wie Thomas Piketty nachweist, es in der Vergangenheit hauptsächlich die obersten Einkommensklassen (Dezile 9 + 10) gewesen sind, die einen realen Einkommenszuwachs erzielt haben, diesen zwar in unterentwickelten Märkten als Investitionen gut anlegen konnten (Zeit des Wirtschaftswunders), aber heute haben wir weltweit derart hervorragende Produktionskapazitäten inklusive globalem Handel, dass wenn gleichzeitig die Kunden allenthalben fehlen – nicht weil sie physisch als Menschen oder abstrakt als Kunden nicht vorhanden wären, sondern weil ihnen das Einkommen dazu fehlt – die Zeit der Desinvestitionen und der (sozialen) Degeneration (Niall Ferguson) gekommen ist!

– Ideen für die Zukunft? Fehlanzeige

Henrik Müller fragt sodann nach „Ideen für die Zukunft“ und nach seiner Ein­schät­zung hat sie keiner:  „Das System vergrätzt seine Jünger. Wundert sich irgend­jemand, dass die Aktienkurse fallen? Wie gesagt: Eigentlich ist Kapitalismus eine tolle Sache. Aber derzeit ist er dabei, sich selbst zu zerstören.“ (Meine Hervor­hebun­gen).

Ideen? Jede Menge!

Das Konzept D-2055 steht dagegen für jede Menge „Ideen„, zwar nicht unbedingt neu, weil in Skandinavien seit Jahrzehnten bestens bewährt, aber dennoch, in einem zukünftigen Kontext ICT Green Growth – wir stehen ja an der Schwelle zur 5. Technological Revolution! – gelten höchst wahrscheinlich neue Gesetzmäßigkeiten, vor allen Dingen neue ökonomische Gesetze – siehe dazu auch das Buch D-2055.de – 7+ Megatrends + Szenarien 2055 (Band II).

Beispielsweise sagt der Deutsche Klaus Schwab, Gründer und Präsident des Weltwirtschaftsforums in Davos, zu diesem Thema im Human Capital Report 2015 (siehe Abbildung oben): „Talent, not capital, will be the key factor linking innovation, competitiveness and growth in the 21st century„.

Diese „Idee“ D-2055 hat eben sehr viel mit Menschen (die dem heutigen Kapitalis­mus laut Henrik Müller offenbar abgehen) und deren „Talenten“* zu tun, in Form von sozialer Entwicklung gemäß einem Skandinavischen Modell (SM).

Daraus erfinden wir den Kapitalismus nicht komplett neu, sondern entwickeln die Soziale Marktwirtschaft stärker im Sinne ihrer Erfinder und stärken vor allen Dingen langfristig den Standort Deutschland! Und damit Europa insgesamt (und nicht nur die EU).

In dem Fall könnte ich den Deutschen bis 2055 stetiges Wirtschaftswachstum versprechen: Unternehmensumsätze und Exporte wie Netto-Einkommen pro Kopf! Und sogar viel eher Abbau der Staatsschulden!

Die ökonomischen Zusammenhänge, die Gründe für jene „grundlegende Vertrauens­krise“ und was wir daraus für die Zukunft 2055 lernen und anders machen, beant­wor­tet das Buch D-2055 – freier, reicher, glücklicher ergiebig.

Einen guten Einstieg zu dieser „Vertrauenskrise“ bietet außerdem der wichtigste Vortrag zu Euro- und Finanzkrise an der FU Berlin vom Juli 2015 (als Youtube-Video).

Na dann, Velkommen til Skandinavia!

* eine gute Übersetzung des Begriffs Talent in diesem Zusammenhang wäre m.E. Befähigung

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