Soziale Marktwirtschaft - Paragraphen gegen Euro
Gleichwertig, aber nicht im Gleichgewicht? Das Gesetz schützt das "Soziale" vor den Freiheiten der "Marktwirtschaft"

Die wirtschaftliche Stärke der deutschen Unternehmen steht außer Zweifel. Der Export-Vizeweltmeister ist für alle europäischen Staaten, auch für die Skandinavier, ein äußerst wichtiger und größtenteils der wichtigste Handelspartner. Aus keinem Land stammen mehr Hidden Champions – etwa 1.300 oder knapp die Hälfte überhaupt.

In der EU ist Berlin mittlerweile der politische Schwerpunkt schlechthin, in den transatlantischen Beziehungen London zumindest gleichgestellt.

Die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Volkswirtschaft ist unbestritten und hat sogar seit Einführung des Euro kräftig zugelegt, bspw. gegenüber Frankreich oder Großbritannien und überhaupt gegenüber allen Euro-Staaten. Warum erfahren Sie in meinem Buch D-2055.de (Band I) fortlaufend.

Vom Begriff der Sozialen Marktwirtschaft ist es um den zweiten Teil Marktwirtschaft offenbar bestens bestellt. Beim ersten Teilstück, wie in meinem Buch durchgehend nachgewiesen, fehlt es noch erheblich, wenn Deutschland einem Benchmarking mit den skandinavischen Volkswirtschaften unterzogen wird.

Unter allen EU-Staaten wie OECD-Staaten und weltweit erst, sind die sozialen Errungenschaften in der Bundesrepublik allerdings hervorragend. Bis auf die Niederlande, Kanada, Neuseeland, Australien und ein paar weitere Staaten vielleicht. Laut Bertelsmann Stiftung ist Deutschland in Bezug auf soziale Gerechtigkeit höchstens OECD-Mittelmaß.

Der soziale Abstand zu dem vergleichbaren Industriestaat Schweden beträgt nach meinen Berechnungen weit über dreißig Prozent. Das kostet aller Voraussicht nach künftig Wirtschaftswachstum. Das schwedische Wachstum bis 2055 überflügelt nämlich gemäß OECD das deutsche um 81 Prozent!

Wo Deutschland im europäischen Vergleich hauptsächlich großen Nachholbedarf hat, ist zunächst in Bezug auf den Arbeitsmarkt: ein ausgedehnter Niedriglohnbereich mit an die 14 Millionen Erwerbstätigen entweder offiziell arbeitslos, in atypischen Arbeitsverhältnissen aller Art oder gleich vom Arbeitsmarkt verdrängt, ist für Deutschland gravierend, für die EU-Partner, zuvorderst die Euro-Staaten, wirtschaftlich sogar bedrohlich; darüber hinaus verzeichnet das Land erhebliche Schwarzarbeit, viel (zu viel) Teilzeit, Leiharbeit & Werkverträge, Minijobs etc.

Die Agenda 2010 war so gesehen ein Totengräber.

Laut Harvard ist Deutschland in Bezug auf Waren (produzierendes Gewerbe) global allerdings der erfolgreichste Standort überhaupt! Laut der World Trade Organization ist Europa bislang der Weltmarktführer sowohl bei Waren (Merchandises) wie bei Dienstleistungen (Services), z.B. mit dem größten Weltmarktanteil im Tourismus von über 50%!

Die Frage danach muss erlaubt sein: hat Deutschland an den sozialen Strukturen bzw. Entwicklung gespart, um Weltmarktanteile zu ergattern? Wenn ja, was ist dann der langfristige Preis für diese politische Priorität? Weniger Wachstum, wie gesehen? Politische Unstabilität oder Spaltung der EU gar, wie zuletzt in der Griechenland-Krise gesehen?

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