Hans-Werner Sinn (67), Sinnbild des zeitgemäßen, deutschen Ökonomen, tritt ab. Bei seiner Abschiedsvorlesung in der LMU-München am 14. Dezember lobte er Schröder für seine Agenda 2010 und prangerte „die verkorkste Lohnpolitik unter Schmidt und Kohl“ an.

Wenn wir in Deutschland bei unserem anstehenden, grünen Wirtschaftswunder bis 2055 uns von solchen Ökonomen à la Sinn (in die Irre) leiten lassen, dürfte unsere Wirtschaftsentwicklung und Wohlstandsmehrung bis dahin, wie bis heute, eher dürftig ausfallen. Anders als in Skandinavien!

Agenda 2010 YES – Wachstumsimpulse NO

In einem Beitrag auf FAZ.net schreibt Sinn: „Schröders Agenda [2010] war ein grandioser Erfolg“. Dagegen sei die Lohnpolitik unter Schmidt wie unter Kohl (nach der Wende im Osten) „verkorkst“.

Für neoliberale Ökonomen wie Sinn scheinen Lohnerhöhungen m.E. per se „Gesinnungsethik“ (Max Weber) zu sein, viel mehr als die Grundlage für eine soziale Entwicklung, Strukturwandel und Wachstumsimpulse, wie nachweislich in Skandinavien oder auch Deutschland bis etwa 1980 (sehen Sie die entsprechenden Kapitel in meinem Buch D-2055.de – freier, reicher, glücklicher).

Was jedoch gemäß Sinn einer „Verantwortungsethik“ gleichkäme, wäre wohl ein (immerwährender) Lohnverzicht oder gar Lohndumping (seit Euro-Einführung). Denn, er legt konkludent nahe, dass Lohnerhöhungen per se immer aus politischen bzw. ideologischen Überzeugungen (gleich „Gesinnungsethik“) „am Markt vorbei,“ weil einer wettbewerbsfähigen „Marktwirtschaft“ nicht (bzw. nie) zuträglich sind.

Weswegen Sinn freilich behaupten kann: „Für Gesinnungsethik braucht man keinen Sachverstand – für Verantwortungsethik schon“.

Was wäre, wenn Sinn hier (wieder) irrt und es sich genau umgekehrt verhält – wie ich behaupte? Lohnsteigerungen sind nämlich ein Ausdruck für gestiegene Produktivität und diese wiederum bestimmt die Wettbewerbsfähigkeit der Volkswirtschaft!

Warum in allen skandinavischen Staaten die Stundelöhne in der Industrie weit höher sein können als in der Bundesrepublik.

Wettbewerb – immer auf Kosten der Anderen

Bitte lesen Sie den Artikel in der FAZ oder hören Sie sich seinen Youtube-Vortrag (oben) an!

Sätze wie „Der gesetzliche Mindestlohn und die Rente mit 63 sind eindeutig konsumtive Maßnahmen“, „Die 70er Jahre haben deutlich gezeigt, dass man es mit dem Umverteilen übertreiben kann“ oder „Der Sozialstaat entwickelte sich zum Konkurrenten der privaten Wirtschaft, indem er immer mehr Lohnersatzleistungen anbot, die sich als implizite Mindestlöhne entpuppten, weil sie hohe Lohnansprüche aufbauten“ lassen nach meinem Dafürhalten an „Sachverstand“ nichts zu wünschen übrig.

Sinn hat offenbar (wie die berühmte schwäbische Hausfrau) die Wettbewerbsfähigkeit einzelner Unternehmen im Auge, aus deren Sicht Lohnerhöhungen und Sozialausgaben (gleich Steuern für alle Anderen) freilich immer Teufelswerk sind.

Wir sind aber keine Hausfrauen aus Schwabenland, sondern eine Volkswirtschaft und seit 1992 eine EU-Volkswirtschaft und seit 2002 noch viel mehr eine Euro-Wirtschaft.

Beides bedingen m.E., dass die verbesserte deutsche Wettbewerbsfähigkeit, Stichwort: Lohndumping, gegenüber EU-Partnern auf Dauer zu deren Wirtschaftsstagnation führen muss (was ja die Eurostat-Statistiken und bspw. Griechenland seit Jahren belegen)! Und danach selbstverständlich noch viel mehr zu deren Degeneration.

Ein SM-Modell für Deutschland 2055

Anders als die ökonomischen Überzeugungen von Hans-Werner Sinn, weisen die Skandinavier seit Jahrzehnten mit ihrem ökonomischen Konsensmodell nach, dass sie dank einer weit stärkeren sozialen Entwicklung mit einer frühen Sozialisierungsozialer Mobilität und sozialem Vertrauen auch wirtschaftlich auf der (geheimen) Überholspur sind, zuletzt im Prosperity Index 2015 nachgewiesen, mit Nettolöhnen bzw. Median Äquivalenzeinkommen 20-120% über den deutschen (D-2055.de Band I)!

Wollen die Deutschen, wie die Europäer, danach bis 2055 das ganz große Potenzial der 5. Technologischen Revolution sozial und wirtschaftlich ausschöpfen, sie müssen froh sein, dass Ökonomen wie Sinn in Rente gehen und sich eher Ökonomen zuwenden, die ganzheitlich und „veranwortungsethisch“ denken können.

 

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